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Wie Einsamkeit und toxische Beziehungen deiner Gesundheit schaden können

Heute klären widmen wir uns der Frage, warum Einsamkeit und toxische Beziehungen eine Gefahr für die Gesundheit sein können und klären auf, was die sogenannte Dunbar-Zahl damit zu tun hat.

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„Jedermann wird zugestehen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Wir sehen es in seiner Abneigung gegen Einsamkeit sowie in seinem Wunsch nach Gesellschaft über den Rahmen seiner Familie hinaus.“

Wenn es um die Säulen der Gesundheit geht, denken wir zuallererst an Themen wie Ernährung, Sport und die Regeneration. Wir neigen dazu, soziale Kontakte und die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, außen vorzulassen

Persönliche Beziehungen haben jedoch einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Gesundheit und Langlebigkeit.

In diesem Artikel fassen wir einige Gedanken über die negativen Auswirkungen von Einsamkeit auf unsere Gesundheit zusammen. 

Im Folgenden wirst du Dunbar-Zahl kennenlernen und verstehen, wie Einsamkeit das Gehirn verkümmern lässt und wie toxische Beziehungen uns schaden.

Die Dunbar-Zahl

Die Interaktion mit anderen Menschen erscheint uns selbstverständlich, weshalb wir uns ihrer großen Komplexität nicht bewusst sind. Bereits ein einfaches Gespräch zu führen, aktiviert jedoch viele Gehirnareale.

Wir müssen sowohl die Worte der anderen Person interpretieren als auch die Emotionen anhand der Körpersprache erkennen. Gleichzeitig bereiten wir unsere Antwort vor und passen unsere nonverbale Kommunikation an.

Die Komplexität der Sozialisation vervielfacht sich mit zunehmender Gruppengröße. Innerhalb einer Gruppe zu leben bedeutet auch, über alle Mitglieder eine Art soziales Abrechnungsbuch zu führen. Wir … 

  • … müssen uns an Gefälligkeiten erinnern, die andere uns schulden oder die wir ihnen schulden.
  • … sind uns den Verpflichtungen und Ansprüchen im Zusammenspiel mit den Mitgliedern der Gruppe bewusst.
  • … bewerten innerlich ständig die Zuverlässigkeit der anderen Personen.
  • … zeichnen eine mentale Landkarte (und aktualisieren diese ständig), um die Hierarchien und die Beziehungen zwischen den verschiedenen Menschen zu verstehen

Überdies ist es wichtig, unser Verhalten im Umgang mit jeder Person anzupassen an ihre individuellen Besonderheiten, die gemeinsame Geschichte und das Wissen, welches wir über ihre Beziehungen und Interessen haben.

Mit anderen Menschen zusammenzuleben bedeutet, einen Konsens zu erzielen und gemeinsam an mehreren Projekten zu arbeiten. Diese große Komplexität limitierte die Gruppengröße in unserer Geschichte.

Der englische Anthropologe Robin Dunbar entdeckte, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem jeweiligen Volumen des Neokortex einer Art und der Größe ihrer sozialen Gruppe gibt.

Für den Menschen kam er zu dem Schluss, dass die maximale Anzahl sozialer Bindungen, die unser Gehirn bewältigen kann, ohne überfordert zu werden, etwa 150 beträgt. Das die berühmte Dunbar-Zahl.

Neuere Studien bestätigen diese Hypothese, indem sie beobachten, dass die Dichte der grauen Substanz in Gehirnregionen, die mit der sozialen Wahrnehmung zusammenhängen, von der Anzahl der Menschen abhängt, mit denen wir interagieren.

Einsamkeit lässt unser Gehirn schrumpfen

Wie wir bereits gelernt haben, erfordert die Interaktion mit anderen Menschen geistige Anstrengungen. 

Studien an Ratten haben gezeigt, dass diejenigen, die mit anderen im Käfig leben, einen größeren Hippocampus entwickeln als Ratten, die allein aufwachsen.

Bei Ratten, die immer mit anderen zusammengelebt haben und dann plötzlich isoliert werden, wurde nach schon nach wenigen Monaten ein geringeres Gehirnvolumen festgestellt (mehr Details I, mehr Details II).

Tatsächlich gilt Einzelhaft als die schlimmste Strafe in Gefängnissen und ist für viele Menschen eine besonders heftige Form der Folter.

Es gibt auch Experimente, die die negativen Effekte der sozialen Isolation bei uns Menschen nachweisen. So analysierte unter anderem eine Studie die Gehirne von acht Forschern, bevor sie monatelang an einer wissenschaftlichen Station in der Antarktis arbeiteten.

Als die Forscher zurückkamen, war ihr Hippocampus im Durchschnitt um 7 % geschrumpft, und das, obwohl sie nicht ganz allein waren. Schon die drastische Reduktion der normalen Gruppengröße hatte einen negativen Effekt auf das Gehirn

Wahrscheinlich spielten aber auch Faktoren eine Rolle, wie, dass sie viel mehr Zeit drinnen verbrachten oder die Monotonie der arktischen Umgebung aushalten mussten. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die soziale Interaktion ein wichtiger neuronaler „Treibstoff“ für die Gesundheit unseres Gehirns ist. Wird sie reduziert, beschleunigt sich unser geistiger Verfall. 

Kurz gesagt, die große Komplexität der sozialen Interaktion macht sie zu einem starken neuronalen Schmiermittel, das, wenn es reduziert wird, den geistigen Verfall beschleunigt.

Einsamkeit erhöht unser Stresslevel

Soziale Isolation schadet unserer Gesundheit in vielerlei Hinsicht.

Unser Gehirn interpretiert Einsamkeit als unmittelbare Gefahr und mehr Stress ist die Folge. Schließlich kam Einsamkeit in früheren Zeiten einem Todesurteil gleich.

Eine Studie bat die Teilnehmer anzugeben, wie isoliert oder einsam sie sich zu verschiedenen Tageszeiten fühlten. Zusätzlich zu dieser Information mussten sie eine Speichelprobe abgeben.

Als die Forscher die Ergebnisse auswerteten, stellten sie fest, dass der Cortisolspiegel im Speichel stark mit den Phasen der Einsamkeit korrelierte.

Eine der Auswirkungen von Stress ist die Schwächung des Immunsystems, was erklären würde, warum Einsamkeit zum Auftreten von Krankheiten beiträgt.

Das Gefühl der Einsamkeit schadet auch der Schlafqualität und erhöht die nächtliche Wachsamkeit (siehe Studie). Zu früheren Zeiten war es für uns gefährlich, allein zu schlafen.

Die Wirkung toxischer Beziehungen

Soziale Interaktion ist ein zweischneidiges Schwert.

Sie ist verantwortlich für die größten Freuden, aber auch für die stressigsten Momente unseres Lebens. 

Beginnen wir mit dem Positiven: Die Qualität unserer Beziehungen ist der beste Indikator für die Wahrnehmung von Glück und gleichzeitig ein großer emotionaler Schutzwall.

Laut einer Harvard-Studie sind Personen, die in ihren 50ern am zufriedensten mit ihren persönlichen Beziehungen sind, in ihren 80ern die gesündesten Menschen.

Die Beziehung zu anderen Menschen verstärkt das Gute und mildert das Schlechte. Die glücklichsten Momente unseres Lebens erleben oder teilen wir mit anderen. 

Andererseits schaden toxische Beziehungen allen Bereichen unserer Gesundheit.

Menschen, die ihren engen Beziehungen ein schlechtes Zeugnis ausstellen, werden später häufiger krank (mehr Details).

Konfliktreiche Ehen erhöhen den Blutdruck beider Partner (Studie). Außerdem scheinen jeweils die Anzahl der entzündlichen Zytokine (Zytokine sind Proteine, die eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen) erhöht zu sein. Das hat zur Folge, dass die Wundheilung länger dauert (Studie, Revision). 

Konfliktgeladene zwischenmenschliche Beziehungen erhöhen das Risiko für eine Depression (mehr Details). Nicht von ungefähr gibt es das Stichwort: „Lieber allein als in schlechter Gesellschaft“

Einsamkeit versus soziale Isolation

Soziale Isolation ist eine objektive Metrik. Sie steht im Verhältnis zur Anzahl der Interaktionen, die wir mit anderen Menschen haben. Einsamkeit auf der anderen Seite ist jedoch eine subjektive Erfahrung.

Soziale Isolation ist messbar, Einsamkeit dagegen ist nur fühlbar.

Offensichtlich sind beide eng miteinander verwandt. Soziale Isolation verstärkt tendenziell das Gefühl der Einsamkeit. Allerdings ist das Level, ab dem man sich nicht mehr einsam fühlt, bei jedem Mensch unterschiedlich und auch abhängig davon, wo man auf der Skala introvertiert – extrovertiert steht.

Weiterhin bestimmen auch Kindheitserfahrungen den Grad der sozialen Bindung, den man für ideal hält.

Zwar ist der Korrelation bei der Einsamkeit stärker, aber auch soziale Isolation geht mit einem stärkeren kognitiven Verfall (Studie I, Studie II) einher. Dein Gehirn profitiert von der Interaktion mit anderen Menschen.

Einsamkeit hat nicht nur mit der Anzahl unserer sozialen Beziehungen zu tun, sondern auch mit der Bedeutung, die wir ihnen geben. So können wir uns auch in einer größeren Gruppe einsam fühlen, wenn wir etwas, das wir schätzen, nicht mit den anderen teilen möchten oder können. 

Titelbild von Christophe Dutour

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