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Vorteile und Risiken von Cannabis (THC, CBD und Formen des Konsums)

Gemäß dem sogenannten Cannabis-Gesetz, das der Bundestag am 23.02.2024 beschlossen hat, dürfen Volljährige ab dem 1. April 2024 in Deutschland legal einen Joint rauchen. Im heutigen Artikel tauchen wir tiefer in die Materie ein und beschäftigen uns mit den Vorteilen und Risiken von Cannabis, THC und CBD. 

Marihuana oder Hanf sind zwei der Namen, mit denen die verschiedenen Sorten von Cannabis Sativa bezeichnet werden. Diese Pflanze wird seit Tausenden Jahren von vielen Gesellschaften kultiviert und dient(e) als Quelle für Nahrung, Textilfasern, mystische Erfahrungen und Medikamente.

Ihre große Besonderheit ist der Gehalt an Molekülen, die Cannabinoide genannt werden. Sie wirken auf das sogenannte Endocannabinoid-System, das in allen Säugetieren vorhanden ist. Dieses System ist an einer Vielzahl von physiologischen Prozessen beteiligt und wird durch verschiedene Rezeptoren reguliert (mehr Details).

Unser Körper produziert seine eigenen Cannabinoide, reagiert aber auch auf externe Cannabinoide, wie die in Marihuana. Diese Verbindungen beeinflussen so unterschiedliche Aspekte wie Appetit, Gedächtnis, Schmerz oder Übelkeit.

Cannabis
Die wichtigsten Cannabinoide in Marihuana

Cannabis enthält zwar Dutzende von Cannabinoiden (mehr Details), aber vor allem zwei sind bislang näher untersucht worden:

  • THC: Das ist der wichtigste psychoaktive Bestandteil von Cannabis und verantwortlich für das Rauschgefühl. THC mag am meisten Spaß bringen, ist aber gleichzeitig auch am gefährlichsten.
  • CBD: Reguliert die Wirkung von THC, indem es die guten Effekte verstärkt und die schlechten Effekte abmildert (Studie). CBD wirkt sogar antipsychotisch (Studie I, Studie II).

Die jeweilige Wirkung jeder Marihuanasorte hängt von ihrem Anteil an diesen Cannabinoiden ab. Die Nachfrage an Marihuana als Freizeitdroge scheint ursächlich dafür zu sein, dass Varianten mit immer höherem THC- und immer niedrigerem CBD-Anteil begünstigt werden (mehr Details). Das erhöht zwar die Wirkung, verringert aber gleichzeitig, dass positive Effekte mehr zum Tragen kommen.

Entwicklung des THC- und CBD-Gehalts (in Kalifornien). Quelle: Pubmed

Hinweis: Die Varianten, die zur Herstellung von Stoffe und in Lebensmitteln verwendet werden, sind sehr arm an THC. Aus ihnen wird beispielsweise auch das Hanfprotein gewonnen. 

Es gibt Synergien zwischen den verschiedenen Verbindungen in Marihuana (mehr Details), daher es ist ratsam, immer die ganze Pflanze zu untersuchen. Der bisherige rechtliche Status quo erschwerte diese ganzheitliche Sicht, daher werden wir in diesem Artikel (noch) mit den Auswirkungen der einzelnen Cannabinoide konzentrieren.

Vorteile von THC

THC (Tetrahydrocannabinol) ist in erster Linie für die Wirkungen verantwortlich, die viele Menschen mit Marihuana in Verbindung bringen: Hochgefühle, Gesprächigkeit, intensivere Wahrnehmung einerseits und Koordinationsverlust, Ruhelosigkeit, Orientierungslosigkeit und Gedächtnisschwäche andererseits. Oftmals kommt es durch den Konsum auch zu einem gesteigerten Appetit oder Hungergefühl.

Führt Marihuana also zu einer Gewichtszunahme? Das ist eine komplizierte Beziehung.

Diese Studie kommt zu dem Schluss, dass in Ländern, wo Marihuana legalisiert ist, die Fettleibigkeit eher abnimmt. Viele andere Studien stellen fest, dass Konsumenten von Marihuana weniger Probleme mit dem Stoffwechsel haben und seltener übergewichtig sind (Studie IStudie II, Studie III, Studie IV, Studie V).

Bevor man jedoch zu dem Schluss kommt, dass der Konsum von Marihuana eine vielversprechende Möglichkeit ist, Fett zu verbrennen, sollte man bedenken, dass Korrelation nicht gleichbedeutend mit Kausalität ist, und es wahrscheinlich eine andere Erklärung gibt. Dieser Studie zufolge verringert Marihuana tendenziell den Konsum von Alkohol, der im Allgemeinen dieselbe (oder zumindest ähnliche)  gewünschte Wirkung erfüllt, aber viel mehr Kalorien enthält. Ebenso ist das Risiko einer Abhängigkeit geringer als beim Alkohol (Studie).

Macht Marihuana hungrig?

Abgesehen von diesen Störfaktoren, die für Beobachtungsstudien typisch sind, bestätigen klinische Studien, dass Marihuana die Kalorienaufnahme erhöht (Studie IStudie II). In einer Welt, die von hochverarbeiteten Lebensmitteln überschwemmt wird, ist dies zwar in der Regel schlecht, aber es gibt auch interessante Ausnahmen und Anwendungsmöglichkeiten. So wurde THC unter anderem erfolgreich bei Krankheiten eingesetzt, die einen gefährlichen Gewichtsverlust verursachen, wie Magersucht, AIDS oder Krebs (Studie IStudie II).

Ebenso könnte eine eigentlich nachteilige Wirkung von THC, wie z. B. der Gedächtnisverlust (StudieReview), bei Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu einem erwünschten Effekt führen, bei der das Vergessen hilfreich sein könnte (StudieReview).

Der vielleicht bekannteste Nutzen von THC liegt in der Verbesserung des Glaukoms = Grüner Star durch Senkung des Augeninnendrucks (Studie IStudie II, Studie III). Diese Wirkung wird durch die Erweiterung der Kapillaren des Auges erreicht, was ein weiteres bekanntes Erkennungsmerkmal unter den Konsumenten erklärt: rote Augen.

Kurz gesagt: THC hat therapeutisches Potenzial, aber nur in ganz bestimmten Fällen, und die mit dem Konsum verbundenen Risiken bedeuten, dass es mit Vorsicht eingesetzt werden sollte.

Aus diesen Gründen interessieren wir uns deutlich mehr für das Cannabinoid CBD, das breiter eingesetzt werden kann und weniger Risiken birgt.

Vorteile von CBD

CBD (Cannabidiol) ist ein komplexes Molekül, das über mehrere Mechanismen mit unserem Körper interagiert, die bis jetzt nicht vollständig verstanden sind (mehr Details). Es wirkt als Adaptogen und Modulator verschiedener Prozesse, daher die Vielfalt seiner Wirkungen (mehr Details).

Mechanismen des CBD. Quelle: Pubmed

Linderung von Schmerzen

Hinweise auf die Verwendung von Cannabis gegen Schmerzen finden sich bereits 2900 v. Chr. (mehr Details) und neuere Studien belegen diese Wirkung (Studie IStudie II):

  • Mehrere Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass CBD Schmerzen nach einer Operation lindern kann (Studie IStudie II, Studie).
  • Sativex, ein in Deutschland zugelassenes Arzneimittel, mit CBD- und THC-Extrakt reduziert Schmerzen und andere negative Symptome bei Menschen mit Multipler Sklerose (Studie IStudie II) und rheumatoider Arthritis (Studie).
  • CBD wird auch zur Behandlung von Migräne untersucht (mehr Details).
Mechanismen der Wirkung von Marihuana auf Schmerzen. Quelle: NIH

CBD ist viel sicherer als Opioide (Studie) und könnte sogar – wie wir gleich sehen werden – dazu beitragen, deren Missbrauch zu verringern.

Behandlung von Angstzuständen und Depressionen

Herkömmliche Antidepressiva haben eine zweifelhafte mittelfristige Wirksamkeit und viele Nebenwirkungen (mehr Details), weshalb es wichtig ist, Alternativen wie CBD sorgsam zu evaluieren.

Zwar gibt es bislang noch nicht viele Studien (Review), aber es scheint, dass CBD helfen kann, Angststörungen (Studie) und soziale Phobie (Studie) zu reduzieren.

Neuroprotektive Funktion

Die Wirkung von Marihuana auf verschiedene neurologische Störungen wird aktuell untersucht und die ersten Ergebnisse sind vielversprechend (Review):

  • Verringerung der Häufigkeit und der Intensität von epileptischen Anfällen bei Kindern (Studie IStudie IIStudie III).
  • Verbesserung der Lebensqualität von Parkinson-Patienten (StudieBericht). Weitere Studien deuten darauf hin, dass die Vorteile durch eine Verringerung der Gehirnentzündung und eine stimulierende Wirkung auf die Neurogenese vermittelt werden (Studie IStudie II).

Suchtbekämpfung

Da CBD keine psychoaktiven Wirkungen hat, macht es nicht süchtig und kann sogar helfen, die Abhängigkeit von Drogen oder Alkohol zu bekämpfen (Bericht, Studie I, Studie II).

Eine Studie mit Rauchern ergab, dass die mit CBD behandelte Gruppe anschließend 40 % weniger rauchte als die Gruppe, die ein Placebo erhielt.

Eine immer häufiger werdende Todesursache ist heute die Überdosis von opioiden Schmerzmitteln. Die Legalisierung von Cannabis könnte dazu beitragen, diese Geißel zu bekämpfen (Studie IStudie II, Studie III).

Krebs

Cannabis scheint die mit der Chemotherapie verbundenen Symptome zu lindern, indem es Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen reduziert (Studie IStudie II).

Weiterhin scheint es die Wirksamkeit verschiedener Medikamente und Krebsbehandlungen zu verstärken, wobei die Studienlage hier noch im Anfangsstadium ist (Studie IStudie II, Studie IIIStudie IV).

Regeneration

Einige CBD-Konsumenten behaupten, dass ihre Regeneration durch die Einnahme von CBD schneller verläuft, und es gibt zumindest eine Studie, die dies zu bestätigen scheint, allerdings mit einer relativ kleinen Stichprobengröße.

Es ist möglich, dass der Hauptnutzen von CBD in der Verbesserung der Ruhe liegt, was zweifellos das beste Erholungsmittel für Sportler ist.

Formen des Konsums

Es gibt mehrere Möglichkeiten, CBD einzunehmen, drei davon stechen hervor:

  1. Inhalation. Die Wirkung setzt schnell ein, lässt aber auch schnell wieder nach. Obwohl die Inhalation viel weniger gefährlich als Tabak ist, befürchten einige Experten dennoch einen Schaden für die Lunge.
  2. Sublingual. Hier werden Tropfen des CBD-Öls unter die Zunge gegeben. Die Mundschleimhaut ist reich an Kapillaren, was zu einer schnellen Absorption führt.
  3. Mit der Nahrungsaufnahme. CBD kann in verschiedene Rezepte integriert werden (Beispiele). Die Wirkung setzt hier langsamer ein, aber dafür länger an.

In den Studien werden sehr unterschiedliche Dosen verwendet, von 20 bis 2000 mg, wobei es nicht empfehlenswert ist, 600 mg zu überschreiten (Einzelheiten). Wenn du CBD ausprobieren möchtest, solltest du dich vorsichtig mit kleinen Dosen herantasten.

Risiken

Ebenso wie die Wirkungen variieren auch die Risiken je nach Qualität und Zusammensetzung: Zunächst einmal besteht bei Marihuana ein Suchtrisiko, das jedoch deutlich geringer ist als bei legalen Substanzen wie Tabak oder Alkohol (Studie).

Es besteht auch ein gewisses Risiko für neurologische Schäden (Studie) und Schizophrenie bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung (Studie). Diese Risiken werden hauptsächlich durch THC vermittelt. Tatsächlich wird CBD mit einem geringeren Schizophrenierisiko in Verbindung gebracht (Studie).

Das gesundheitliche Risiko von Cannabis erhöht sich, wenn es konsumiert wird, bevor die Gehirnentwicklung abgeschlossen ist. Ein Konsum bei Jugendlichen sollte daher vermieden werden (Einzelheiten).

Isoliertes CBD hingegen ist gut verträglich und birgt wenig Risiken, wie auch die WHO einräumt (mehr Details). Allerdings kann es zu Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten kommen. Sei also vorsichtig, wenn du Medikamente einnimmst (mehr Details).

Zusammenfassung

Verschiedene Cannabisverbindungen haben unterschiedliche Wirkungen und CBD scheint das beste Nutzen-Risiko-Profil zu haben.

Wenn es um Marihuana oder Cannabis geht, sind die Kriterien für die Definition, was legal sind und was nicht, oft eher politischer als wissenschaftlicher Natur. Jahrzehntelang wurde nahezu ausschließlich über die Gefahren von Marihuana gesprochen, während potenziellen Vorteile ignoriert wurden.

Dennoch sollten wir nicht vergessen, dass unsere Vorfahren diese Pflanzen mit großem Respekt behandelt haben. Wir sollten ihrem Beispiel folgen. Der Missbrauch von Marihuana als Freizeitdroge birgt Risiken, vor allem für junge Menschen.

Strategisch eingesetzt kann Cannabis ein mächtiges Werkzeug sein, aber sich darauf zu verlassen, um Spaß zu haben oder unseren Problemen zu entkommen, ist eine schlechte Idee. Die Realität zu meiden, macht sie nicht besser. Wenn du dich ihr mit geistiger Klarheit stellst, wird dein Leben besser.

Alles wird schöner, wenn man es teilt 🙂

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